multispecies design1

22.3.24 multispecies design1 internationales symposium

Kuratiert von Claudia Banz und Lynn Harles

In der Interdisziplinarität der Naturwissenschaften, der Anthropologie, der Kulturwissenschaften sowie den Gestaltungsdisziplinen Design und Architektur vollzieht sich seit einigen Jahren ein »Multispecies Turn«. Dieser interdisziplinäre Ansatz fordert traditionelle anthropozentrische Perspektiven heraus und betont stattdessen die gegenseitige Abhängigkeit und das Verflochtensein aller Lebensformen einschließlich Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Zerstörung von Ökosystemen bietet der »Multispecies Turn« wichtige Einsichten und Strategien in Bezug auf ethische Debatten, Umwelt- und Naturschutz, Nachhaltigkeit und Resilienz. 

Das Symposium »Multispecies Design« dient einer Positionsbestimmung und vereint Forschungsberichte und Best-Practice-Beispiele aus unterschiedlichen wissenschaftlichen und gestalterischen Perspektiven. 

Ab 13:00Uhr: Einlass
13:30–13:45Uhr: 
Welcome und Einführung: Claudia Banz (Kunstgewerbemuseum Berlin) 
13:45–14:00Uhr: 
Lynn Harles (Berlin): »Towards multispecies engagement: Why we need a more-than-human turn in design and science.«
14:00–14:30Uhr: 
Eben Kirksey (Oxford): »Decentered multispecies design.«
14:30–15:00Uhr: 
Anja Wegner (Konstanz): »Fluid spaces: Exploring a fish-human relationship through architecture.«
15:00–15:30Uhr: 
Rasa Weber (Berlin/Zürich): »What I talk about when I talk about diving: A designer in the ocean.«
15:30–16:00Uhr: 
Christian Reichel (Berlin): »Trans-local environmental knowledge and collaboration: Strategies for strengthening socio-ecological resilience in the biodiversity crisis.«

16:00–16:30Uhr: Pause
16:30–17:00Uhr: 
Sarah Dorkenwald and Karianne Fogelberg/UnDesignUnit (München): »Neuperlach of the animals-participatory species trail.«
17:00–17:30Uhr: 
Anab Jain/Superflux (London): »The Raven’s Ark: Stories without human heroes«
17:30–18:00Uhr: 
Juliana Schneider (Zürich): »Designing for more-than-human futures«
18:00–18:30Uhr: 
Nonhuman Nonsense (Riga, Malmö, Dharamshala): »Nonhuman Nonsense«
18:30–19:00Uhr: 
Maxime Le Calvé (Berlin): »The forests within and the brains without. Ethnographic conversations with neurosurgery and design at the age of the hyposubject«

22.3. 13:30—19:00Uhr
Einlass ab 13:00Uhr
Kunstgewerbemuseum Berlin
Vortragssaal
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Der Eintritt ist frei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Lynn Harles (Berlin)
»Towards multispecies engagement: Why we need a more-than-human turn in design and science.«

In Zusammenarbeit mit Dr. Claudia Banz hat Lynn Harles das Multispecies Design Symposium und den Multispecies Design Workshop mitorganisiert, um die vielfältigen Potenziale von mehr-als-menschlichen Ansätzen aus Wissenschaft und Design zu diskutieren und eine gemeinsame Plattform für den interdisziplinären Austausch zu schaffen. Im Rahmen ihrer einleitenden Kick-off Keynote zeigt sie auf, welche Potenziale damit verbunden sind und welche neuen Fragen sich für Designer und Wissenschaftler ergeben. Multispecies Design wird hier nicht als neue Designdisziplin postuliert, sondern als Einladung formuliert, die Welt aus neuen Perspektiven zu betrachten. Multispecies Design bedeutet, Nicht-Wissen und Spekulation bewusst in Wissenstransferprozesse einzubeziehen.
Bio: Lynn Harles ist Designforscherin und Doktorandin und arbeitet an der Schnittstelle von Design, Naturwissenschaften und öffentlichem Engagement für die Wissenschaft. Seit ihrem preisgekrönten Masterprojekt »Design in the Anthropocene« im Jahr 2016 arbeitet sie leidenschaftlich gerne mit Wissenschaftlern zusammen, um die Rolle und Verantwortung von Design für interdisziplinäre und partizipative Formen der Wissensproduktion vor dem Hintergrund drängender sozio-ökologischer Probleme wie dem Verlust der biologischen Vielfalt oder der Verschmutzung durch Mikroplastik zu untersuchen. Für sie hat die Designforschung das Potenzial, akademische Grenzen zu verschieben, indem sie unser auf den Menschen bezogenes Verständnis von Natur, Wissenschaft und Innovation neu überdenkt. Derzeit schließt sie ihre Promotion an der Bauhaus-Universität in Weimar mit dem Titel »Rethinking Natural History Museums as Design Research Labs: From extinct species showcases to multispecies engagement«. In ihrer Forschung untersucht sie die ambivalente Rolle von Naturkundemuseen als Symbole des Anthropozäns und als Innovationszentren für die Gestaltung und Diskussion einer übermenschlichen Zukunft. Als praktischen Teil ihrer Promotion initiiert sie derzeit spekulative Design Labs, wie das »Institute of Multispecies Engagement« und das »Natural History Museum-FuturesLab«. Berufliche Erfahrungen sammelte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Institut (CeRRI) und am Naturkundemuseum in Berlin. Außerdem ist sie Jurymitglied des German Design Graduates Award und Gründerin des Studio Harles.

Eben Kirksey (University of Oxford, Großbritannien)
»Decentred Multispecies Design«

Die auf den Menschen ausgerichtete Designforschung geht über die Schnittstelle zwischen Benutzer und Technologie hinaus und befasst sich mit Fragen des sozialen Wandels und der sozialen Gerechtigkeit. Jetzt, da die Belange der Multispezies-Gerechtigkeit die politische Landschaft verändern, ist es an der Zeit, die Designarbeit zu dezentrieren und über die Domäne des Menschen hinauszugehen. Dieser Vortrag gibt einen Überblick über die jüngsten Trends in der Multispezies-Kunst und -Designarbeit, mit Einblicken in die relationale Ästhetik und die Lacansche Analyse. Wir werden von dem mikrobiopolitischen Diktum von Joe Dumit ausgehen: »Glaube nie, dass du alle an einer Entscheidung beteiligten Spezies kennst; glaube nie, dass du für alle von dir selbst sprichst.«
Bio: Eben Kirksey ist Professor für Anthropologie an der Universität Oxford, wo er Medizinische Anthropologie und Humanökologie unterrichtet. Er promovierte an der University of California, Santa Cruz, und war Mitbegründer eines der weltweit ersten Umweltwissenschaftsprogramme an der UNSW Sydney in Australien. In akademischen Kreisen ist Eben Kirksey vielleicht am besten für seine Arbeit in der Ethnographie mehrerer Spezies bekannt — ein Bereich, der zeitgenössische Forschung zu Tieren, Mikroben, Pflanzen und Pilzen in tief verwurzelte Traditionen der Umweltanthropologie, kontinentalen Philosophie und Soziologie der Wissenschaft einordnet. Eben hat Bücher über soziale Gerechtigkeit, Wissenschaft und Kunst geschrieben und herausgegeben: »Freedom in Entangled Worlds« (2012), »Emergent Ecologies« (2015), »The Multispecies Salon« (2014) und »The Mutant Project« (2020). Eben hat verschiedene Ausstellungen co-kuratiert, darunter »The Multispecies Salon« und »Species of Justice«, die aus seinem neuesten Buch »The Promise of Multispecies Justice« hervorgegangen ist.
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Anja Wegner (Max Planck Institut & Landhaus Fellow Rachel Carson Center , München)
»Fluid Spaces – Exploring a Fish-Human Relationship through Architecture«

Die Kommunikation mit nicht-menschlichen Tieren bedeutet, das scheinbar Unbegreifliche zu entschlüsseln. Wilde Tiere, die nicht in menschlicher Gesellschaft mitentwickelt wurden, haben nie gelernt, mit Menschen zu kommunizieren. Das Eintauchen unter die Wasseroberfläche macht die Kommunikation noch unwahrscheinlicher, da nur wenige Menschen in die Tiefen des Ozeans vordringen, um Gespräche mit seinen Bewohnern zu führen. Durch die Kunst-Wissenschaft-Kollaboration mit dem Studio Superflex haben wir einen gemeinsamen Boden für fortlaufende Gespräche mit zwei Arten von Prachtgrundeln geschaffen. Die Unterwassergespräche werden durch physische Strukturen ermöglicht und sind eine kollaborative Praxis zur Schaffung von Architektur mit den Meeresfischen. Dieser architektonische Fisch-Mensch-Dialog kann auch als gemeinsame Nischenkonstruktion betrachtet werden, als ein evolutionäres Konzept, bei dem beteiligte Organismen nicht nur ihre physische Umgebung modifizieren, sondern auch Architekten ihrer eigenen Evolution werden.
Bio: Anja Wegner ist eine transdisziplinäre Forscherin und Meereswissenschaftlerin. Derzeit ist sie Fellow am Rachel Carson Center und beendet ihre Promotion im Behavioral Evolution Lab am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, wo sie Fische am Beispiel der Prachtgrundeln und ihr Sozialverhalten auf physischen Strukturen untersucht. Ihr Projekt an der Schnittstelle von Ökologie, Kunst und Architektur zielt darauf ab, eine Praxis des gemeinsamen Gestaltens mit Meeresfischen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern, darunter Superflex, Tabita Rezaire und Olaniyi Studio, zu etablieren. Beim Tauchen sammelt sie Daten und beobachtet für quantitative Verhaltensanalysen. Indem sie diese Erkenntnisse mit den Perspektiven und Ansätzen aus verschiedenen Disziplinen kombiniert, möchte Anja mehr über die Fische erfahren und dabei eine Beziehung zu den beobachteten Tieren aufbauen. Ihr Ansatz ermöglicht es ihr, ihre Forschung und den Prozess selbst zu reflektieren, um sie innerhalb eines Multispecies-Frameworks zu kontextualisieren.
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Rasa Weber (Zürcher Hochschule der Künste & Matters of Activity, Berlin, Zürich)
»What I talk about when I talk about diving: A designer in the ocean.«

Angesichts drastischer ökologischer Veränderungen hat die Design-Disziplin begonnen, immersive und sensible Methoden zu entwickeln, um mit anthropogenen Umgebungen in Kontakt zu treten. Während die Diskussion über einen multispeziesorientierten Designansatz bisher hauptsächlich auf den Beziehungen zwischen Menschen und Nicht-Menschen an Land fokussiert war, wurde die Welt der Meere in diesen Überlegungen oft übersehen und bleibt häufig dem normativen Mythos von »Reinheit«, »Unberührtheit« und »Wildnis« verhaftet. Allerdings stehen Korallenriffe im Anthropozän drastischen und potenziell irreversiblen Veränderungen gegenüber. Korallen sind sowohl Anzeiger als auch Maßstab für eine bevorstehende Klimakatastrophe. Die aus der Bewertung der aktuellen biopolitischen Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung von Korallenriffen resultierenden Probleme sind Gegenstand heftiger Debatten zwischen verschiedenen Wissenskulturen und vielfältigen Ansätzen zur Naturschutzpolitik. Dieser Vortrag erforscht, wie die Rolle des Designs die Gestaltung künstlicher, vom Menschen geschaffenen Lebensräume von der normativen Kluft zwischen Menschen und Natur entwirren kann und durch die Linse queerer Ökologien Formen der geselligen Konservierung in intimem Kontakt mit dem Leben und den Lebensgrundlagen von Korallen etablieren kann.
Bio: Rasa Weber ist eine experimentelle Designerin, Forscherin und Taucherin zwischen Zürich und Berlin, die das narrative und prozessbasierte Potenzial von Materialien und Umgebungen erforscht. Ihre Designkonzepte zeichnen sich durch einen starken narrativen Ansatz und kritisches ökologisches Denken aus. Sie unterrichtet regelmäßig an internationalen Universitäten und ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Zürcher Hochschule der Künste im Rahmen des Projekts »Interfacing the Ocean« des Schweizerischen Nationalen Wissenschaftsfonds sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster Matters of Activity an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Design, Materialforschung, Meeresbiologie und Designanthropologie. In ihrer praxisbasierten Promotionsforschung »Symbiocean« (betreut von Prof. Dr. Karmen Franinović, ZHdK, und Prof. Dr. Karin Harrasser, Universität der Künste Linz) erforscht sie den Prozess der ozeanischen Mineralakkretion und ihr sympoïetisches Potenzial für die ökologische Bildung künstlicher Riffe. An der Schnittstelle von Meeresbiologie, Anthropologie und Design erkundet sie das Konzept des Sympoïetischen Designs mit menschlichen, tierischen und mikrobiellen Akteuren im Ozean. Sie ist eine der Gründerinnen von They Feed Off Buildings, einem Design- und Architekturkollektiv in Zusammenarbeit mit Luisa Rubisch. Als Gründerin des Studios Blond & Bieber arbeitete sie mit der Textildesignerin Essi Glomb an bio-basierten Material- und Farbkonzepten zusammen.
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Christian Reichel (Netzwerk Naturwissen – Museum für Naturkunde, Berlin)
»Trans-local environmental knowledge: Strategies for Strengthening Socio-Ecological Resilience in the biodiversity Crisis.«

Der menschliche Einfluss auf die Umwelt hat beispiellose Ausmaße erreicht. In dieser Ära des Anthropozäns gibt es nur wenige Ökosysteme, die nicht durch den Menschen beeinflusst werden, meist in destruktiver Weise. Dieser Abdruck auf unserem Planeten zeigt sich in Monokulturen, Entwaldung, Verschmutzung und Klimawandel, etc. Im Gegensatz dazu zeigen Studien aus der Schweiz und Indonesien, wie das Bewusstsein für die Verflechtung aller Organismen die sozio-ökologische Resilienz fördern kann. In diesem Zusammenhang präsentiere ich auch den Ansatz des Netzwerk Naturwissen am Naturkundemuseum Berlin und erläutere, was es bedeutet, von verschiedenen Weltanschauungen und sozialen Praktiken zu lernen. Diese Zusammenarbeit regt neue soziale Diskussionen und Praktiken an, die den Übergang von Wissen zu Handeln und umgekehrt beschleunigen.
Bio: Christian Reichel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Naturkunde Berlin im Forschungsprojekt Netzwerk Naturwissen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Mensch-Natur-Beziehungen, naturbasierte Ansätze im Klimaschutz, soziale Innovationen, nachhaltige Ressourcennutzungsstrategien und adaptive Co-Management-Ansätze im Kontext unvorhersehbarer Umweltveränderungen. Er hat mit ethnographischen und kartographischen Methoden soziale Resilienz und Anpassungsfähigkeit in verschiedenen sozial-ökologischen Kontexten in Afrika, Asien und Europa untersucht und ist neben seiner Forschungstätigkeit als Berater in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und im Naturschutz tätig. Das Netzwerk Naturwissen widmet sich drängenden Herausforderungen im Bereich Natur und Umwelt und fördert die multiperspektivische Zusammenarbeit. Das Netzwerk agiert als Think Tank und erforscht neue Formen des Wissens über die Natur sowie neue Ansätze zum Umgang mit Umweltkrisen.
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Sarah Dorkenwald und Karianne Fogelberg (UnDesignUnit, München)
»Neuperlach of the animals — participatory species trail«

Immer mehr Wildtiere leben in der Stadt. Was wäre, wenn wir die Bedürfnisse von Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Insekten gezielt in unseren städtischen Alltag einbeziehen und in der Planung von Gebäuden, Plätzen, Straßen und Freiräumen berücksichtigen würden? Wie verändert sich Stadt, wenn wild- oder freilebende Tiere als Stadtbewohner mitgedacht werden? Wie stellen wir uns das Miteinander von Menschen und Tieren vor? Wie wollen wir die bestehende und zukünftige Koexistenz gestalten? UnDesignUnit stellt in seinem Vortrag sein jüngstes Format »Neuperlach der Tiere – Partizipativer Artenparcours« vor. Damit knüpft das Studio an aktuelle Diskurse in den Wissenschaften (u.a. Multispecies Ethnography, Stadtökologie, Humangeographie) sowie an zeitgenössische Praktiken in Design, Architektur, Landschaftsgestaltung und Stadtplanung (u.a. Animal-Aided-Design, eine klima- und artenfreundliche Bebauung) an, die die Resilienz von Städten und ihren Bewohner*innen im Zeitalter von Klimawandel und Artensterbens stärken wollen und im Zuge dessen öffentlichen Raum neu verhandeln. Das Format ermöglicht mit seiner partizipativ-experimentellen Herangehensweise und erweiterten Designpraxis eine neue Wahrnehmung vertrauter urbaner Orte und schärft unsere Sinne für die Bedürfnisse von Tieren. Mit »Neuperlach der Tiere – Partizipativer Artenparcours« trägt UnDesignUnit dazu bei, eine breite Öffentlichkeit für die Frage zu sensibilisieren, welche Formen der Stadtentwicklung im Hinblick auf das Miteinander von Mensch und Tier wünschenswert sind. Wie können Unternehmen, Bauträger und institutionelle Akteur*innen ihr Handlungspotential künftig noch stärker einbringen, um zu einer zukunftsfähigen Stadt beizutragen und neue Formen der Stadtgemeinschaft zu begünstigen? Und mit welchen Maßnahmen können auch die Bewohner*innen zu einer lebenswerten Umgebung für Mensch und Tier beitragen?
Bio: UnDesignUnit sind die Designerin Sarah Dorkenwald und die Designtheoretikerin Karianne Fogelberg. Mit ihrem Münchner Studio konzipieren sie diskursive und partizipative Formate, mit denen sie komplexe Fragestellungen der Gegenwart multiperspektivisch vermitteln und verhandelbar machen. Dabei arbeiten sie mit Methoden aus dem Design und erforschen neue Formen der Wissenschaftskommunikation als Katalysator für eine nachhaltige gesellschaftliche Transformation.
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Anab Jain (Superflux, London)
»The Raven’s Ark: Stories without human heroes«

Anab’s Vortrag »The Raven’s Ark: Stories without human heros« lenkt anthropozentrische Erzählungen um, um über mehrspezies-mythische Aspekte nachzudenken Sie wird eine Reihe von Kunstwerken von Superflux präsentieren und das Publikum einladen, über eine Frage von Anna L. Tsing nachzudenken: »Was wäre, wenn wir für einen Moment die Möglichkeit erkundeten, dass unsere Zukunft nicht durch Fortschritt entsteht, wie wir Menschen diesen Begriff verstehen? Würde dies bedeuten, dass auch Nicht-Menschen sich für Fortschritt als einzigen imaginären Rahmen befreien könnten?« Darüber hinaus wird Anab auch das »more-than-human manifesto« von Superflux teilen.
Bio: Superflux erschafft Welten, Geschichten und Leitbilder, die uns dazu anregen und inspirieren, uns mit der Unsicherheit unserer sich rasant verändernden Welt auseinanderzusetzen. Gegründet von Anab Jain und Jon Ardern, hat das Studio Anerkennung für die Produktion von Arbeiten erhalten, die sich durch das verworrene Dickicht unserer technologischen, politischen und kulturellen Landschaft bewegen. Es erforscht kontinuierlich die Randgebiete dieses neuen Normalzustands und untersucht die komplexen Formen, die am Horizont unserer nahen Zukunft entstehen. Zu den Kunden und Ausstellern gehören Google, IKEA und UNDP, La Biennale di Venezia sowie das MoMA NY. Für seinen fünfzehnjährigen Beitrag zum spekulativen und zukunftsweisenden Design mit einer engagierten sozialen Mission erhielt Superflux 2021 den Design Studio of the Year Award.
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Juliana Schneider (Zürich) 
»Design for ›More Than Human‹ Futures«

Design einen Wandel. Aufkommende Trends, Phänomene, Bewegungen und Gestaltungsvorschläge berücksichtigen immer mehr die komplexen Verflechtungen von Mensch, Natur und Technologie und signalisieren damit ein Umdenken und Handeln, um das derzeitige menschenzentrierte Narrativ im Anthropozän zu durchbrechen. Die Designpraxis wird sich der nicht-menschlichen Bedürfnisse immer bewusster, und die Idee des »More than Human«-Ansatzes dringt allmählich in alle Bereiche der Gestaltung ein. So beginnen Gestalter:innen zunehmend, Veränderungen anzustoßen und zeigen damit Wege auf, wie wir «More than Human» denken, handeln und gestalten können. Der Fokus der Arbeit »Designing for More than Human Futures – Rethinking design education beyond human-centered realities« liegt auf zentralen Fragen: Wie gestalten wir die Zukunft dieses Planeten, wenn wir den Menschen nicht länger ins Zentrum stellen? Welche neuen Perspektiven, Konzepte und Gestaltungsstrategien sind dafür erforderlich? Und wie können wir Design-Aktivismus nutzen, um diese zu vermitteln? Der Vortrag beleuchtet, wie mittels Trendscanning und -analyse neue Designansätze aufgespürt werden, welche »More than Human«-Zukunftsperspektiven eröffnen und bereits heute Anzeichen für den Wandel aufzeigen, der unsere Zukunft auf diesem Planeten prägen wird. Zugleich verdeutlicht er, dass ein Umdenken in der Designausbildung von Grund auf erforderlich ist, und unsere vertrauten Denk- und Handlungsweisen umgestaltet werden müssen. Abschließend zeigt der Vortrag auf, wie theoretisches Wissen durch verschiedene Ansätze aus dem Design-Aktivismus und der Klimapsychologie in die Praxis übersetzt wird. Ziel ist es, Designstudierende dazu zu ermutigen, aktiv zu werden, und ihr Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken.
Bio: Juliana Schneider ist Designerin, Zukunftsforscherin und Community Managerin. Ihr Fokus liegt darauf, eine klimaresiliente und wünschenswerte Zukunft zu gestalten. In ihrer Arbeit strebt sie danach, theoretisches Wissen in praktische Werkzeuge zu übersetzen, um zum Handeln zu motivieren und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu fördern. Durch ihre Forschungsarbeit mit dem Titel »Designing for More than Human Futures – Rethinking design education beyond human-centered realities« betrachtet und erforscht sie Design jenseits einer anthropozentrischen Perspektive und schafft somit ein greifbares Narrativ über den Paradigmenwechsel zwischen der menschlichen und der nicht-menschlichen Welt in der Gegenwart und in den vielen Zukünften, die vor uns liegen. 
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Linnea Våglund und Filips Staņislavskis (Nonhuman Nonsense, Berlin, Riga, Malmö und Dharamshala)
»Nonhuman Nonsense«

Beschreibung: TBD
Bio: Nonhuman Nonsense ist ein forschungsorientiertes Kunst- und Designkollektiv, das im Bereich des »social dreaming« und »worldbuilding« tätig ist. Ihre Projekte beschäftigen sich mit dem Nicht-Menschlichen: Tiere, Objekte, Ökologie, Technologie und Gespenster zwischen und jenseits von Kategorien. Das Kollektiv betrachtet Nonsens als ein Gegenmittel zum »gesunden Menschenverstand« und begrüßt paradoxale Geschichten, um die ethischen und metaphysischen Schichten der Konzepte zu erkunden, die wir normalerweise als Realität betrachten, wie Recht, Wissenschaft, Mythologie oder Bewusstsein. Das Kollektiv schätzt die Neugier, pflegt Mitgefühl und erkennt an, dass die Trennung zwischen Mensch und Nicht-Mensch Unsinn ist.
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Maxime Le Calvé (Matters of Activity, Berlin)
»The Forests Within and the Brains Without: Ethnographic conversations with neurosurgery and design at the age of the hyposubject.«

Die moderne Neurobiologie begann damit, Visionen des neuronalen Waldes zu skizzieren. Durch Abstraktion verwandelten sich diese Skizzen in klar definierte Netzwerke von Verbindungen. Diese grafischen Innovationen hatten einen prägenden Einfluss auf die Kybernetik und formten auch unser Verständnis von Gehirnen als Computern im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Jedoch können diese diagrammatischen Darstellungen Forscher:innen und die Öffentlichkeit gleichermaßen vergessen lassen, wie wenig wir tatsächlich über die »Wälder im Inneren« wissen. Der Anthropologe Joe Dumit schlägt vor, die »fremdartige« Natur von Nervenzellen zu berücksichtigen, um ein anderes Bild von dem zu bekommen, was wir als das Selbst verstehen (Dumit, 2014). In meiner ethnografischen Feldarbeit beschreibe ich, wie Neurochirurgen mit neurowissenschaftlichen Darstellungen des Gehirns umgehen. Ich erforsche auch, wie Designforschung mit ihren Methoden der Navigation durch den neuronalen Dschungel in Berührung kommen kann: Was kann uns ihre wissenschaftliche Kunst über das »more than human« darin lehren?
Bio: Maxime Le Calvé ist Anthropologe für Kunst und Wissenschaft und derzeit Postdoktorand am Exzellenzcluster »Matters of Activities« an der Humboldt-Universität zu Berlin. In seinem neuesten ethnografischen Projekt erforscht er haptische»Kreativitäten« und kartografische Praktiken in der Neurochirurgie. Als visueller Ethnograf nutzt er digitales Zeichnen als Untersuchungsinstrument. Zudem kuratiert er Virtual-Reality-Erlebnisse, die er als kollaborative Kunst-Wissenschafts-Untersuchungen rahmt, mit dem Ziel, die Sinne von Anthropologen und ihrer Öffentlichkeit zu erweitern. Er hat eine Ausbildung in Allgemeiner Ethnologie in Paris Nanterre absolviert und promovierte in Sozialanthropologie und Theaterwissenschaften an der EHESS Paris und der FU Berlin. Maxime Le Calvé hat zu ethnografischen Studien von Atmosphären (Exercices d’ambiances, 2018), Performance-Kunst, Musik, Berlin, Gehirnen und ethnografischer Ausbildung veröffentlicht. Kürzlich hat er das Buch »Théories du design: une introduction« von Claudia Mareis bei den Presses du Réel (2023) übersetzt. Er ist der Mitkurator der Ausstellungen »Field/Works« in Lissabon (2020–2021), »Stretching Materialities« (Berlin, 2021–2022) und der partizipativen Ausstellung »Sketching Brains« (Charité, Berlin).
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© Kunstgewerbemuseum Berlin, 2024